3 Tage Piemont

14. - 17.9.

Erstmals kann ich mir in der Nachsaison ein paar Tage frei nehmen und beschließe kurzfristig in den Süden zu fahren. Am Mittwoch starte ich um 14:30 Uhr und fahre über die Autobahn nach Mailand und Ivrea zum Ziel Cuorgnè. Dort komme ich kurz vor 21:00 Uhr an und beziehe mein via Internet reserviertes Hotelzimmer direkt an der Piazza Martiri Della Libertà.

Tour 1 - Col de Nivolet - 15.9.

Start um 8:00 Uhr; durch das Valle di Loccana führt eine lässige Straße, die sich anfangs langsam und später ab ca. 2000 Höhenmeter immer steiler in vielen Kurven und Serpentinen nach oben schraubt. Nach einigen Serpentinen steht man unterhalb der gewaltigen Staumauer "Diga del Seru". Danach geht es weiter nach oben und schließlich direkt über die Staumauer des Sees "Agnel" bis hinauf zum Col de Nivolet auf 2612m.

 

Ich bin nahezu alleine unterwegs. Auf der ganzen Strecke überhole ich 2 Autos und ein Wohnmobil. Oben am Col de Nivolet kommt mir noch ein italienischer BMW-Fahrer nach, den ich dann ein paar hundert Meter weiter unten am Rifugio Savoia wieder treffe. Hier ist dann auch Schluss mit der Weiterfahrt, da die ehemals geplante Verbindung nach Pont ins Val Savarenche wegen des Nationalparks nie gebaut wurde. Bis auf ein paar Autos von Wanderern ist es total ruhig. Na ja, wer hat schon Zeit mitten unter der Woche hierher zu kommen :-)

 

Ich setze mich in die Sonne, es hat 17 Grad. Es dauert nicht lange, dann bemerke ich die ersten fetten Murmeltiere. Bei der Rückfahrt sehe ich immer wieder welche am Straßenrand schnell in ein Loch verschwinden. Nach einer Rast geht es die vielen Kurven wieder hinunter. Der Blick von oben auf die Stauseen und die Serpentinen ist atemberaubend.

 

Tour 2 - Lago di Teléccio - 15.9.

Auf der Fahrt hinunter ins Tal mache ich bei Rosone einen Abstecher von der Nivoletstraße zum Lago di Teléccio. Eine schmale Serpentinenstraße führt durch das Valle di Piantonetto. Im hinteren Drittel kommt das beinahe schon obligatorische Fahrverbot (nur für Berechtigte), das ich geflissentlich übersehe ;-)

Neben einem Wasserfall geht es in engen Kehren steil in die Höhe, das letzte Stück fährt man in einer aus der Felsenwand gesprengten Passage. Oben ist dann der Stausee und ein toller Ausblick auf die umliegenden Drei- und Viertausender. Auch hier bin ich alleine unterwegs, auch wenn ganz oben einige Autos von Arbeitern geparkt sind.

Tour 3 - Colle Sommeiller - 15.9.

Zur Mittagszeit bin ich schon wieder in Cuorgnè, also eindeutig zu früh, um die Fahrt zu beenden. Daher mache ich mich auf den Weg, größtenteils über die - teure - Autobahn, nach Südwesten bis nach Bardonécchia im Susatal. Die Fahrt dorthin geht flott vonstatten und in Bardonécchia suche ich zuerst nach einem Bankomat, da Tankstopps und Maut den Inhalt meiner Geldbörse sichtbar reduziert haben.

 

Nachdem ich keinen Wegweiser finde, fahre ich einfach eine schmale Straße in ein Tal hinein. Dort am Ende ist ein kleiner Parkplatz, von dem man das Gebiet um das Rifugio Pian delle Stelle nur mehr zu Fuß besteigen kann. Zurück in Bardonécchia frage ich nach einigem vergeblichen Suchen ein paar verstaubte deutsche Endurofahrer an einer Tankstelle, ob sie den richtigen Weg kennen. Volltreffer, sie kamen gerade vom Colle Sommeiller. Der Weg führt zuerst nach Rochemolles und dann die staubige Schotterstraße, mit teilweise recht ausgewaschenen Kehren hinauf zum Lago di Rochemolles. Angeschrieben ist der Colle Sommeiller nicht, sondern nur das Rifugio Scarfiotti.

 

Dort endet für mich diese erste, recht spannende größere Schotterfahrt. Für die Weiterfahrt ist mir die V-Strom zu schade, da braucht es schon eine "echte" Enduro. Ich habe nämlich keinen Unterfahrschutz und möchte nicht mit einer kaputten Ölwanne liegen bleiben.

Das bestätigen mir etwas später bei der Fahrt zurück ins Tal zwei Schweizer. Das letzte Stück vom Rifugio hinauf zum Gipfel ist schon sehr steil und teilweise extrem steinig.

 

Tour 4 - Italien - Frankreich, 16.9.

Am nächsten Tag stehe ich um 6:00 Uhr auf und sitze um 7:00 Uhr im Sattel. Am Programm steht eine Rundfahrt nach Frankreich und dann zurück.

Zuerst fahre ich größtenteils verkehrsarme Straßen hinauf ins Aostatal. Bei Ivrea ist etwas mehr Frühverkehr, aber dann geht es wieder ruhig, z.T. direkt neben der Autobahn weiter. In Bard lasse ich die imposante Festung auf mich wirken. Danach geht es beschwingt weiter nach Aosta und schließlich kommt der Mont Blanc ins Blickfeld. Bei Morgex biege ich dann in Richtung Petit St. Bernard (2190m) ab.

 

Gleich zu Beginn sind ein paar Kehren zu bewältigen, dann geht es teilweise sehr zügig in die Höhe. Oben auf der Passhöhe stärke ich mich mit einem Espresso. In Summe sind es auf beiden Seiten 52 Kehren. Gleich nach der Überquerung der Grenze nach Frankreich steht hinter dem Hospiz die bekannte Statue des Heiligen Bernhard auf einer Felsenpyramide. Nach ein paar Kurven findet sich auf der linken Seite ein Denkmal zu Ehren der Gefallenen Franzosen im Weltkrieg. Der Blick ins Tal ist fantastisch. Es ist nur ganz wenig Verkehr und die Straße fällt gemütlich in vielen Kurven und einfach zu fahrenden Kehren hinunter.

 

In Bourg St. Maurice kaufe ich in einer ganz kleinen Bäckerei ein Baguette und ein Tarte Apricots. Danach fahre ich irrtümlich weiter Richtung Aime. Aber da die Straßenführung zum schnellen Kurvenjagen verführt, bleibe ich auf der Straße. An einem Parkplatz genieße ich dann die Jause und suche auf der Landkarte den richtigen Weg. Es geht nochmals zurück und wieder durch Bourg St. Maurice durch. Bald danach zweigt die Straße Richtung Col d´Iseran ab. Diese Abzweigung habe ich beim Herunterfahren scheinbar übersehen.  Allerdings hätte ich dann kein so hervorragend schmeckendes Baguette bekommen ;-)

 

Auch durch dieses Tal lässt es sich flott fahren. Am Lac du Chevril (Stausee) mache ich wieder kurz Rast. Kurz danach erreiche ich Val d´Isère und dahinter geht es wieder hinauf auf den Col d´Iseran. Eine Wahnsinnsstrecke, gut überschaubare Kurven, ein paar Kehren und immer wieder fantastische Ausblicke. In einer Kehre bleibe ich stehen und schaue auf Val d´Isère hinab. Da kommen zwei Briten ebenfalls auf V-Stroms und wir unterhalten uns ein bisschen.

Danach geht es weiter auf die Passhöhe. Mit 2770 m ist der Col d´Iseran der höchste von beiden Seiten anfahrbare Alpenpass. Es ist mit 14 Grad relativ warm in dieser Höhe. Nach einer Pause und einige Fotos später geht es auf der anderen Seite wieder hinunter. Wieder zeigen sich wunderbare Ausblicke ins Tal und die Bergwelt rund herum.

 

Wieder im Tal angekommen trinke ich ein Cola und genieße den warmen Tag. Danach geht es weiter nach Lanslevillard, wo ich zum Mont Cenis abbiege. Ich hatte nicht damit gerechnet, welche wundervolle Strecke sich da anbietet. Oben findet sich der riesige Lac du Mont Cenis, wo ich wieder eine längere Pause mache und den Rest meines Baguettes verspeise. Auf der italienischen Seite geht es dann in sehr flotter Fahrt hinter einem Einheimischen die Kurven und Kehren hinunter bis nach Susa.

Dort kurve ich noch etwas in der Gegend herum bzw. fahre ein Stück die von gestern schon bekannte tolle Strecke in Richtung Olux und dort auch noch die kleine Straße hinauf nach San Marco und Sauze d´Oulx. Nach einem Blick auf die Uhr fahre ich zurück ins Tal und entscheide mich nun doch wieder das Ausgangsziel anzupeilen. Dort komme ich dann um 20:00 Uhr wieder müde, aber mit vielen schönen Eindrücken an. Nach einer erfrischenden Dusche stille ich meinen Hunger in einem Chinarestaurant mit Wang Tan Suppe und gebratener Ente.

 

 

Heimfahrt - 17.9.

Nach zwei herrlichen Tourentagen geht es wieder Richtung Heimat, denn von Samstag auf Sonntag ist ein Wettersturz vorhergesagt. Also starte ich nach dem Frühstück wieder um 7:00 Uhr Früh die Maschine und fahre Richtung Mailand nach Lecco am Comosee. Es geht zuerst durch verschlafene Dörfer und über absolut leere Landstraßen bis ich dann bei Ivrea auf die Autobahn komme. Zuerst fahre ich direkt der aufgehenden Sonne entgegen, bei Mailand geht es dann Richtung Nordosten nach Lecco. Am rechten Ufer des Comosees vorbei geht es dann nach Chiavenna. Dort haben wir vergangenes Jahr bei der 3-Tages Tour in die Schweiz übernachtet.

 

Von Chiavenna peile ich dann den Malojapass an. Das Wetter ist immer noch strahlend, auch wenn sich im Westen die ersten Wolken zeigen. Am Malojapass gibt es natürlich wieder einen Stopp und danach mache ich am See eine längere Mittagspause.

 

Anschließend geht es in flotter Fahrt nach St. Moritz und weiter nach Zernez und durch das Engadin nach Nauders und schließlich durch das Oberinntal nach Hause. Um 16:00 Uhr bin ich gut angekommen.

In dreieinhalb Tagen nicht einen Tropfen abbekommen, traumhafte Touren bei traumhaften Wetter erlebt! Insgesamt bin ich exakt 2.050 km gefahren. Es war fast nicht zu glauben, dass am nächsten Tag der Schnee bis ins Tal fiel!