Piemont - 07.09. - 10.09.2015

1. Tag Anfahrt

Volders - Engadin - Livigno - Lecco (Comer See) - La Morra

Strecke: 588 km

Zeit: ca. 10 h


Ich starte etwas nach 09:00 Uhr und fahre über die Autobahn nach Landeck und weiter Richtung Reschenpass. Bei Martina biege ich ins Engadin und nehme die Route Richtung Ofenpass, wo ich kurz davor zum Livignotunnel abzweige. Die Maut beträgt zwar 12,- €, ein bisschen spare ich ich aber beim Tanken in Livigno, wo die KTM um 14 Euro randvoll wird. Danach geht es über den Berninapass nach Tirano. Hier ist es nun schon angenehm warm. Weiter fahre ich über Sondrio und am Comer See vorbei nach Lecco.


Ein Stück nach Lecco nehme ich dann doch die Autobahn und bin so gegen 18:30 Uhr am Ziel. Die Unterkunft liegt - wie schon in den letzten Jahren - in La Morra, dieses Mal jedoch in einem Bed & Breakfast in einem kleinen Weingut. Ich beziehe mein Zimmer mit Balkon und Blick über die Weinberge, in einem eigenen kleinen Anbau. Nachdem ich mich erfrischt habe, gehe ich zu Fuß die ca. 2 km in den Ort, wo ich mir ein vorzügliches Vitello Tonnato und ein Pilzrisotto mit 2 Glas Barolo dazu gönne.

In vollkommener Dunkelheit gehe ich bei sternenklarer Nacht zurück zur Unterkunft, wo ich mir die möglichen Tourenvarianten für den nächsten Tag anschaue.


2. Tag

La Morra - Col de Larche - La Condamine-Chatelard - Col du Parpaillon - Col de La Bonnette - Isola 2000 - Col de la Lombarde - La Morra

Strecke: 380 km

Zeit: ca. 9 h

 

Nach einer ruhigen Nacht und einem guten Frühstück werfe ich um 09:00 Uhr die Maschine an. Es geht in Richtung Cuneo und dann über den Col de Larche nach Frankreich. Dieser Pass hat mir bisher noch gefehlt. Bei sehr wenig Verkehr genieße ich die Fahrt durch die vielen Kurven und Kehren. Oben ist es noch recht frisch. Auf der französischen Seite steuere ich La Condamin-Chatelard an. Dort suche ich nach der Abzweigung zum Col du Parpaillon, die ich auch bald finde. Ob ich wirklich bis ganz nach oben fahre, lasse ich mir noch offen. Irgendwo verpasse ich dann eine Abzweigung und lande bei einer Skistation. Ich fahre den Wald- bzw. Schotterweg weiter in die Höhe, aber nach ca. 3 km ist der Weg zu Ende. Also wieder retour und bei der richtigen Abzweigung in Richtung Parpaillon.

 

Der schottrige Weg ist anfangs ziemlich problemlos, es gibt ein paar kleinere nasse Stellen. Nach ca. 8 km, bevor es dann zum eigentlichen Anstieg hinauf zum Portal geht, stoppe ich. Hier machen gerade drei Niederösterreicher mit ihren Geländemaschinen eine Pause. Wir unterhalten uns ein wenig. Ab hier wird der Weg dann doch deutlich schlechter und der Schotter gröber. Auf der anderen Seite sei es deutlich einfacher, erzählt mir einer von ihnen, der schon öfter hier war.

 

Ich beschließe, mich und meine Maschine zu schonen und begnüge mich mit dem tollen Blick hinauf in die karge Felsenlandschaft. Es geht wieder hinunter ins Tal und nach Jausier. Ohne zu halten nehme ich die Strecke hinauf zum Col de la Bonnette. Es ist wieder recht frisch in der Höhe. Kurz bevor ich am Col de Restefont ankomme, will ich kurzfristig einen Fotostopp einlegen. Ich fahre an den Rand, wo ein Schotterweg abzweigt. Irgendwie habe ich mich verschätzt und mein Fuß finde keinen Halt, sodass ich mitsamt der Maschine nach rechts auf den groben Schotterweg umkippe. SCH...e! Na ja, was soll´s, das kann passieren. Es ist gerade niemand in der Nähe, daher versuche ich, die 250 kg alleine hochzustemmen. Irgendwie bin ich selbst überrascht, dass mir das bereits beim ersten Versuch ganz gut gelingt. Nachdem ich die KTM auf den Seitenständer gestellt habe, begutachte ich die Misere. Der Asphalt ist hier am Rand etwas abschüssig. Der Sturzbügel hat eine arge Schramme und der rechte Handprotektor einen Sprung, sonst aber ist alles OK. Meine ganze rechte Seite ist voller Staub, den ich notdürftig abklopfe. 

Jetzt mache ich erst einmal die geplanten Fotos und zusätzlich ein paar ungeplante von meiner "angekratzen" KTM. Erst jetzt spüre ich ein unangenehmes Ziehen in meiner linken Wade. Ev. habe ich mich beim Umfallen angeschlagen oder beim Hochstemmen einen Muskel überanstrengt. Aber an der Weiterfahrt hindert es mich nicht. 

Oben auf der Cime de la Bonnette bleibe ich natürlich auch kurz stehen und mache ein paar Fotos. Ich bin nun bereits zum 4. Mal hier heroben. Die Fahrt hinunter ins Tinéetal gehe ich sehr gemütlich an und genieße die Aussicht. Unten in St. Etienne-de-Tinée mache ich einen Stopp und stärke mich mit meiner Jause. Bei einem Brunnen reinige ich meine Kleidung besser und säubere auch die Maschine. Den Sprung am Protektor verarzte ich mit einem Gewebeband. Dann fahre ich ziemlich flott nach Isola, wo ich nochmals volltanke. Die Strecke hinauf nach Isola 2000 nehme ich dann sehr, sehr flott. Ohne Halt geht es hinauf auf den Col de la Lombarde. Oben ist es schon wieder ziemlich neblig und man hat leider keinen Ausblick auf die umliegende schöne Gegend.


Bald bin ich wieder im Tal und fahre über Vindadio, Cuneo und Fassano zurück zum Ausgangspunkt. Hier kommt man auch auf den Landstraßen größtenteils sehr flott weiter. Auf der Strecke bleibe ich noch bei einer Waschanlage stehen und reinige die Maschine von den Spuren der Schotterfahrt. Zurück in der Unterkunft ziehe ich mich um. Da mein Bein doch ziemlich schmerzt, fahre ich mit der KTM in den Ort und genieße eine hervorragende Pizza. Den noch recht warmen Abend genieße ich am Balkon und plane die Tour für den nächsten Tag.

3. Tag

La Morra - Colle del Nivolet - retour

Strecke: ca. 380 km

Zeit: ca. 7,5 h


Nach einem ausgiebigen Frühstück starte ich bei bedecktem Himmel um 09:30 Uhr die KTM. Ich fahre auf kleinen Straßen Richtung Norden. Das heutige Ziel ist der Colle del Nivolet. Bei Cuorgne, wo ich vor 4 Jahren das erste Mal im Piemont übernachtet habe, geht es durch das Valle di Locana sehr kurvig und inzwischen auch durch einige längere Tunnels in das Stichtal. Am Lago di Ceresole mache ich eine Jausenpause. Es weht ein frischer Wind und trotz der Sonne ist es relativ kühl.


Danach kommt der wunderschöne Aufstieg über viele Kehren zu den zwei Stauseen Lago Serru und Lago Agnel. Nach der Überfahrt auf der Staumauer geht es die letzten Kehren hinauf zur Passhöhe auf 2.612 m. Hier heroben hat es nur noch knapp 10 Grad, aber der Rundumblick auf die Berge des Gran Paradiso Nationalparks ist herrlich. Nach dem obligatorischen Passfoto fahre ich noch in nördlicher Richtung hinunter zum Rifúgio Città di Chivasso aber nach kurzem Stopp gleich wieder zurück. Bei der Fahrt hinunter bieten sich immer wieder phantastische Ausblicke auf die beiden Stauseen und hinaus in das Tal. Gemütlich und mit mit mehreren Fotostopps fahre ich dann wieder ins Tal.


In Cuorgnè tanke ich noch die Maschine auf und beschließe, über kleine Dörfer zurück nach La Morra zu fahren. Ich bin schon vor 18:00 Uhr zurück und bleibe eine Weile in der Sonne am Balkon sitzen. Morgen geht es wieder nach Hause zurück.

4. Tag - Heimfahrt

La Morra - Allesandria - Pavia - Bergamo - Lago di Endine - Passo Tonale - Trient - Volders

Strecke: ca. 630 km

Zeit: ca. 11 h

 

Das Frühstück hat wieder sehr gut gemundet und nachdem ich die Unterkunft bezahlt habe, verabschiede ich mich von den sehr freundlichen Gastgebern. Kurz nach 09:00 ist alles verstaut und ich wende mich Richtung Norden. Da ich den ganzen Tag Zeit habe, nehme ich im ersten Abschnitt nur Landstraßen. Größtenteils ist sehr wenig Verkehr und ich komme flott voran. In Bergamo tanke ich randvoll und müsste damit ev. bis nach Hause kommen.

 

Am Lago di Endine lege ich eine Rast ein und stärke mich mit den Resten vom Vortag. Danach geht es an der nördlichen Spitze des Lago d´Iseo vorbei Richtung Edolo. Auf der Strecke zum Passo Tonale juckt es mich sehr in der Gashand und ich lege das touristische Tempo für die Fahrt auf der Passstrecke ab :-)

 

Ein Stück hinter dem Pass schaut der Himmel nicht mehr sehr freundlich aus. Es türmen sich dunkle Wolken auf. An einer Tankstelle bleibe ich, so wie auch andere Motorradfahrer stehen. Ich packe meine Regenhose und -jacke aus und mache mich wasserfest. Zum Schluss noch die Regenhaube über den Tankrucksack und es kann weiter gehen. Tatsächlich beginnt es schon wenige Minuten später zu tröpfeln und kurz darauf sehr stark zu regnen. Nach ca. einer halben Stunde wird es besser.

Aufgrund der Uhrzeit und der Strecke, die ich noch vor mir habe, beschließe ich kurz hinter Bozzana nicht über den Mendelpass nach Bozen zu fahren, sondern die Strecke Richtung Trient um danach die Autobahn zu nehmen. Die Jagd über den Tonalepass hat ihren Tribut gefordert, daher muss ich in Mezzocorona doch noch einmal nachtanken, damit ich nicht auf der Autobahn tanken muss.

 

Auf der Autobahn nach Hause erwischt mich noch der eine oder andere Regenschauer, aber der Verkehr hält sich in Grenzen und ich komme flott voran. Um 19:45 Uhr komme ich dann wohlbehalten daheim an und stoppe den Motor nach knapp 2000 Tourenkilomentern.

Auch wenn das Wetter heuer nicht so hervorragend und beständig wie in den letzten Jahren war, hatte ich bei dieser 5. Herbsttour im Piemont wieder sehr viel Spaß.