Piemont - 23. - 26. September 2012

Zeit: 4 Tage
Gesamtstrecke: ca. 2000 km 

Wie schon im letzten Jahr zieht es mich wieder für ein paar Tage in der Nachsaison ins Piemont. Dieses Mal bin ich mehr im Süden stationiert, in La Morra/Annunziata, ein Ort direkt neben dem bekannten Weinort Barolo.

Ich starte am Sonntag nach dem Frühstück und nehme die Autobahn bis Alba. Dann sind es nur noch ein paar Kilometer bis zu der im Internet gebuchten Unterkunft bei einem Weinbauern. Die Koordinaten im Navi stimmten nicht ganz, daher muss ich mich die letzten paar hundert Meter bis zur Unterkunft durchfragen. Nach der langen Autobahnetappe geht es zuerst direkt durch die Weinberge bis zur Kirche in Annunziata. Danach fährt man die Straße weiter Richtung La Morra und nach wenigen Kurven finde ich dann rechts die Unterkunft Agriturismo Erbaluna.

 

Der Weinbauer spricht Englisch und weist mir gleich das Zimmer zu. Das ist sehr sauber und geräumig und nett mit alten Möbeln ausgestattet. Vom Zimmer aus kommt man direkt auf die Terrasse, von wo man einen schönen Blick auf die Weinberge rundherum hat.

 

Nachdem ich eine Weile auf der Terrasse in der Sonne bei 26 Grad gerastet habe, steige ich um 17:00 nochmals auf die Maschine, um die Umgebung zu erkunden. Ich fahre nach La Morra und dann Richtung Süden. Es kommen mir ziemlich viele Motorradfahrer entgegen. Ich nehme also quasi die entgegengesetzte Richtung und erwische dabei eine phantastische Kurvenstrecke, die die lange Autobahnfahrt vergessen macht. Das macht so viel Spaß, dass ich erst wieder um 20:00 Uhr zurück komme.

1. Tourentag - Col d´Agnel

Um 8:00 Uhr frühstücke ich gemütlich mit frischem Kaffe aus der italienischen Espressomaschine, Brot, Obst, selbstgemachten Marmeladen, Wurst und Schinken, Käse, Jogurt. Selbst frisch gebackenen Kuchen von der Nonna gibt es.

 

Danach mache ich mich auf in Richtung Westen. Ich nehme alles kleine Nebenstraßen und tanke in Piasco nochmals die V-Strom voll. Bei einem Bahnschranken warte ich mit vielen anderen ca. 15 Minuten bis endlich die Lok andampft. Kaum ist sie da, hebt sich der Schranken, allerdings dauert es noch ein paar Minuten, bis alle mit Holz beladenen Waggons vorbei gezogen sind.

 

Ab Sampeyre wird die Strecke dann interessanter. Am Lago di Castello vorbei geht es dann hinauf auf den Col d´Agnel (2744 m). Ich teile mir die Strecke mit einem Motorradfahrer aus Bayern, mit dem ich mich bei einer kurzen Rast unterhalte. Er hat ein paar gute Tourentipps auf Lager, da er schon einige Tage in der Gegend herum fährt.

 

Oben am Pass direkt an der Grenze unterhalten wir uns dann noch eine Weile mit einem Briten, der am Weg an die Riviera ist. Der Wind ist ziemlich frisch, obwohl es 15 Grad hat. Ich fahre dann noch ein Stück hinunter bis nach Molines en Queyras, wo ich mir ein Baguette kaufe. Danach geht es wieder die tollen Kurven und Kehren hinauf auf die Passhöhe. Oben plaudere ich mit einem älteren Ehepaar aus der Schweiz. Dann geht die Fahrt wieder flott hinunter. Am Lago di Castello mache ich dann kurz halt und stärke mich mit dem frischen Brot.

 

Anschließend geht es zurück nach Sampeyre und von dort Richtung Süden hinauf auf den Colle di Sampeyre. Eine teilweise recht schmale und holprige Strecke hinauf auf 2.284 Höhenmeter

Der Blick über die umliegende Bergwelt ist phantastisch, z. B. auf den 3841m hohen Monte Viso. Ich fahre noch ein kleines Stück einen Almweg Richtung Colle della Bicocca (gehört zur Varaita-Maira Kammstraße) entlang, kehre aber bald wieder um. Es geht weiter hinunter nach Elva. Von dort fährt man eine atemberaubende Schlucht durch das Vallone Elva talauswärts. Teilweise geht es direkt neben der Straße ohne Geländer in die Tiefe. Ein paar Naturtunnel "lockern" die Fahrt noch auf. 

 

Unten im Valle Maira angekommen mache ich zuerst noch eine kurze Rast. Inzwischen haben die Wolken den größten Teil des vorher noch blauen Himmels bedeckt. Ich wende mich nach rechts und fahre über Prazzo Superiore eine extrem verkehrsarme, mit schnellen Kurven angereichterte Straße nach Acceglio nach Chiappera. Dort endet die Straße dann und geht in Schotter über. Hier braucht es dann eine Enduro zum Weiterfahren. Ich stärke mich an einem Ausflugsgasthof mit einem Espresso und fahre dann die flotte Strecke das Valle Maira wieder hinaus Richtung Cuneo und über Fossano wieder zu meiner Unterkunft zurück.

Bilder - 1. Tourentag

2. Tourentag - Colle di Bernardo - San Remo

Gut ausgeruht starte ich nach einem ausgiebigen Frühstück in Richtung Süden. Schon nach wenigen hundert Metern stoppe ich um ein paar Fotos mitten in den Weinbergen zu schießen. Ich fahre nach Barolo und habe am Navi die kürzeste Strecke und als Ziel Albenga eingegeben. Zuerst geht es noch eine Weile durch die Weinberge, links und rechts stehen teilweise schon die roten Kisten zur Weinlese bereit.

 

Danach ist die Strecke bis Ceva nicht besonders aufregend. Nach einem Tankstopp kurz vor Ceva (€ 1,907/l) beginnt wieder eine interessante Streckenführung. Einmal lockt mich ein kleines Dorf von der Hauptstraße nach oben, wo es über kleinste Straßen weiter Richtung Colle San Bernardo geht. Dieser Pass ist mit 963m zwar nicht wirklich hoch, da es aber danach direkt ans Meer geht sind es immerhin fast 1000 Höhenmeter.

Die nördliche Seite lässt sich sehr flott fahren, wesentlich interessanter ist jedoch die Südrampe. Hier geht es in vielen kleinen Kurven viele Kilometer talauswärts. Es ist schon deutlich wärmer geworden, sodass ich die Innenjacke und -hose heraus trenne, bevor ich diese tolle Straße unter die Räder nehme.

 

In Zuccarello - einem kleinen, mittelalterlichen Örtchen mache ich Stopp und wandere durch die Fußgängerzone. Der Tipp habe ich von einem italienischen Radfahrer, mit dem ich mich auf dem San Bernardo unterhalten habe.

 

Bald danach bin ich dann in Albenga und fahre direkt an den Strand. Dort raste ich bei einem kalten Cola und suche mir auf der Karte die nächsten Ziele. Der Strand ist beinahe leer, nur ein paar einzelne Sonnenhungrige liegen da und dort im Sand. Ich beschließe, der Küste entlang bis nach San Remo zu fahren. Immer wieder gibt es schöne Aussichten auf das Meer und teilweise tolle, flotte Kurven. Naturgemäß ist hier aber auch mehr Verkehr. Um 15:30 Uhr bin ich dann in San Remo und raste am Strand mit einem Espresso.

 

Anschließend fahre ich zurück bis Imperia und von dort wieder Richtung Norden über den Colle di Nava (934m) und treffe bei Garessio wieder auf die Strecke, die mich am Vormittag nach Süden geführt hat. In Ceva ändere ich die Einstellung am Navi auf kürzere Zeit und sitze um 18:45 Uhr in La Morra bei einer ausgezeichneten Pizza und einem großen Bier. Von hier sind es nur noch 2 km bis zur Unterkunft.

 

Am nächsten Morgen muss ich den ursprünglichen Plan den Gardasee entlang zu fahren aufgrund des Schlechtwettereinbruchs ändern und fahre um 9:00 Uhr bei trüben Wetter los. Schon bald beginnt es zu regnen und dann zu schütten. Daher fahre ich bei Alba auf die Autobahn und dann gut 5 Stunden im strömenden Regen. Da meine Klamotten wasserdicht sind und aus dem Kopfhörer gute Musik klingt überstehe ich die Fahrt gut. Bei Desenzano tanke ich noch einmal randvoll und ab Brixen wird es langsam auch wieder trocken.

 

Am späteren Nachmittag rolle ich wieder wohlbehalten in die Hauseinfahrt und stelle mich unter eine heiße Dusche. Diese zweite Fahrt ins Piemont hat mir wieder viele neue Eindrücke verschafft. Ich denke, es wird nicht das letzte Mal gewesen sein ;-)

2. Tourentag - Bilder