30. Juni - 5. Juli 2019

Gesamtstrecke 3.735 km

Tag 1 - Volders - Callian
ca. 830 km, 13 h

 

Ich starte kurz vor 5:00. Über die Autobahn nach Landeck, dann bis Pfunds und durchs Engadin. Hier hat es tlw. nur 10 Grad. Am Malojapass mache ich einen ersten Stopp. Das Wetter ist traumhaft. Kurvig und praktisch ohne Verkehr geht es nach Chiavenna und weiter nach Lecco am Comosee, wo ich nach gut 5 h Fahrt eine Jause zu mir nehme. Inzwischen ist es warm, ich kann das langärmelige Shirt ausziehen. Nachdem ich mit gestärkt und die KTM aufgetankt habe, geht es über die Autobahn über Mailand und Turin bis nach Cuneo. Dort suche ich mir einen schattigen Platz zum Rasten und esse wieder eine Kleinigkeit. 

 

Beim Tendetunnel heißt es 20 Minuten warten. Ich unterhalte mich mit zwei Kufsteinern und gebe ihnen ein paar Tourentipps. Nach dem Tunnel überhole ich die zwei und habe die Strecke alleine für mich. Es ist super hier wieder einmal die tolle Straße zu fahren. Ich wechsle von der D6204 auf die D2204, das ist die Route du Col de Brouis. Hier bin ich ja auch schon öfters gefahren, es ist wieder großartig. Bei diesem tollen Straßenverlauf vergesse ich schnell die langweilige und anstrengende Autobahnetappe. 

In Sospel mache ich wieder Halt und lasse den Motor und die Füße abkühlen. Nun bin ich doch schon ca. 11 Stunden unterwegs. Inzwischen buche ich eine Unterkunft für die Nacht.

Der nächste Abschnitt über den Col de Braus bis Nizza ist wieder herrlich. Ich genieße die Fahrt ohne Fotostopp, denn Bilder von hier habe ich ja schon einige. In Nizza nehme ich dann die Autobahn bis zur Ausfahrt Fayence. Von hier ist es nicht mehr weit am schön gelegenen Lac de Saint-Cassien vorbei bis zur Unterkunft Vacancéole – Le Domaine de Camiole in Callian, wo ich um 17:45 nach rund 13 h Fahrt ankomme. Es ist eine Appartement Anlage an einem Hang, wo es auch ein paar Zimmer gibt. Mein Zimmer hat einen Balkon mit Blick zum Pool und über die Anlage. Es ist schön hier. Nun schnell raus aus den heißen Klamotten und ab in den großen Pool. Nach ein paar Längen im Pool ruhe ich mich auf einer Liege in der Sonne aus.

 

Am Abend gehe ich dann die Straße entlang ca. 15 Minuten hinauf ins Dorf. Dort ist die Ortsdurchfahrt abgesperrt und überall stehen die Tische und Stühle vor den Restaurants auf der Straße. Es ist eine richtig schöne Urlaubsatmosphäre. Ich gönne mir zwei große Bier im Schatten und schaue dem Treiben zu. Kurz bevor es dunkel wird gehe ich zurück und schaue mir noch den Tourenverlauf für den nächsten Tag an. Dann schlafe ich gut bis kurz nach 6:00.

 


Tag 2 - Callian - Lac Salagou - Perpignan - Angoustrine

ca. 600 km, 11 h

 

Nachdem ich gut geschlafen habe setze ich mich um 07:30 wieder in den Sattel. Zuerst ein Stück retour bis Frejus und dann teilweise auf Autobahn, tlw. auf Landesstraßen (Tankstopp und Einkauf) über Aix-en-Provence, Arles, Nimes nach Clermont l'Hérault zum Lac du Salagou. Hier schaue ich mich um, ob das ev. etwas für den Sommerurlaub wäre. Am Strand des Sees lege ich mich eine halbe Stunde in den Schatten eines Baumes.

Danach fahre ich wieder Richtung Süden nach Beziers und nach Valras-Plage, einen typischen Mittelmeer Badeort. Auch nicht das, was uns im Sommer herlocken würde. Wenn es jetzt auch noch ruhig und relativ leer ist, hier ist in der Hochsaison sicher die Hölle los. Nun bewege ich mich noch ein Stück über Narbonne und Perpignan Richtung Pyrenäen. Bei Prades überlege ich kurz eine Unterkunft zu suchen, dann fahre ich aber doch noch weiter. In Villefranche de Conflent mache ich eine kurze Rast bei der riesigen Festungsanlage. Danach kommen wieder supertolle Straßenabschnitte, die richtig Spaß machen. Und wieder ist auf der Straße nichts los, ein Genuß! So komme ich bis nach Angoustrine, wo ich neben der Straße ein gemütliches Hotel (Relais du Belloch) sehe. Ich stoppe und frage nach einem Zimmer. Preis und Zimmer passen, also nächtige ich hier. Die KTM kann ich im versperrten Hof abstellen. Drei kleine Bier genügen mir als Abendessen. Im Zimmer schaue ich mir wieder mögliche Tourenvarianten für den nächsten Tag an, dann ist es Zeit, die Glieder auszustrecken.


Tag 3 - Angoustrine - Col de Canto - Col de la Bonaigua - Toulouse - Tarnschlucht - Le Puy-en-Verlay.

ca. 730 km, ca. 13,5 h

 

Kurz vor 7:00 fahre ich los. Bei einer Tankstelle passe ich noch den Luftdruck in den Reifen an und tanke voll. Dann geht es über die französisch-spanische Grenze nach La Seu d'Urgell. Der erste Pass ist der Coll del Canto (1.725 m). Um diese frühe Uhrzeit bin ich alleine unterwegs. Die Lufttemperatur ist mit ca. 12 Grad noch recht frisch, aber es wird schnell wärmer. Dann kommt als nächster Pass der Port de la Bonaigua (2.072 m). Auch hier ist es traumhaft zu fahren. In Salardou mache ich dann Frühstückspause. Wenig später passiere ich wieder die Grenze nach Frankreich und mache mich auf nach Toulouse. In Toulouse fahre ich ein bisschen herum und tanke wieder auf. Den nächsten Abschnitt bis Albi nehme ich die Autobahn. Dann geht es über Landesstraßen Richtung Rodez und nach Millau. Dort beginnt die Fahrt durch die Gorges du Tarn. Die Straße ist naturgemäß wie für das Motorrad gemacht und die Felsformationen sind beeindruckend in ihrer Vielfalt. Nachdem ich ca. 3/4 durchfahren habe naht eine Gewitterzelle. Ich drehe um und fahre einen Teil der Schlucht zurück. Bei einer kleinen Ausfahrt setze ich mich unter einen überhängenden Felsen und bleibe so trocken. Nach einer halben Stunde ist der Zauber vorbei und der Regen hat aufgehört. Also noch einmal durch die Schlucht. Beim Hotel Le Manoir de Montesquiou direkt neben der Straße überlege ich kurz, ob ich hier übernachten soll. Aber nach der halbstündigen Rast fühle ich mich fit und mache weiter. Einmal muss ich noch tanken. Dann fahre ich über flotte Straßen und den Col du Montmirat Nach Mende und schließlich bis nach Le Pay-en-Verlay. Kurz vor 20:30 Uhr bin ich beim Hotel Ibis, wo ich auch problemlos ein Zimmer erhalte. Die KTM kommt in die Garage. Nach der Dusche gehe ich in das Restaurant Taverne, wo ich mir ein ausgezeichnetes Steak mit Salat und Bier gönne. Und weil es gerade so fein im Freien ist belohne ich mich auch noch mit einem Vanilleeis und Espresso. Wieder ist ein phantastischer, langer Tourentag zu Ende gegangen. 

 


Tag 4 - Le Puy-en-Verlay - Ardeche - Vercors

ca. 450 km, 11 h

 

Um 8:00 morgens geht es wieder weiter. Richtung Süden fahre ich auf kleinen Straßen auf ein Hochplateau in rund 1.000 m Höhe. Im Tal liegt eine Nebeldecke. Ich nehme einfach kleine, kurvige Straßen, wie sie daherkommen. So gelange ich nach Le Béage, Ste-Eulalie und eine sehr kurvenreiche Strecke nach Montpezat-Bauzon. Dann fahre ich nach Aubenas und gebe als Ziel die Gorges d'Ardeche ein. In Salavas fahre ich über eine Brücke hinter der es gleich mehrere Campingplätze direkt neben der Ardeche gibt. Ich schaue mir einen an und reserviere gleich einen Stellplatz für den Sommer. Nach einem Espresso geht es in die Schlucht hinein. Mit dem Auto bin ich diese Strecke ja schon gefahren, aber mit dem Motorrad macht sie natürlich viel mehr Spaß. Natürlich bleibe ich bei den wichtigsten Stellen stehen und mache ein paar Fotos. Wieder ist wenig los, ich muss nur selten ein Auto überholen. In St-Martin-d'Ardeche drehe ich dann um und fahre die ganze Strecke ohne Stopp wieder zurück. Herrlich! 

Und nochmals retour und ab ca. der Hälfte der Strecke zweige ich nach Norden ab. So komme ich noch auf die D4, der Caverne du Pont d'Ardeche, ebenfalls ein wunderschöner Abschnitt zum Fahren, wenn auch nicht mit so beeindruckender Landschaft. Nun ist aber genug mit den extremen Schräglagen. Ich gebe als nächstes Ziel im Navi Valence ein. Nach dem Kurvenrausch wird das eine entspannte Fahrt, obwohl hier natürlich schon deutlich mehr Verkehr auftritt. In sehr vielen Ortsdurchfahrten gilt 30 km/h, da kommt man nicht so rasch voran.

 

Schließlich finde ich in St.-Martin-en-Vercors ein nettes Hotel neben der Straße (Hotel en Vercors), wo ich ein Zimmer beziehe. Nach der kalten Dusche genehmige ich mir im Gastgarten ein, zwei Bier und ein sehr gutes Abendessen. Danach muss ich mir die Beine ein wenig vertreten. Schließlich bin ich aber doch ziemlich früh im Zimmer um mich auszustrecken. Die heutige Tagesetappe war zwar kilometermäßig nicht ganz so lang, aber dafür extrem kurvig.


Tag 5 - Vercors - Col de la Bataille - Combe Laval - Gorge du Nans - Armoy

ca. 450 km, 10 h

 

Nach einer guten Nachtruhe fahre ich um 7:30 wieder los. Am Vormittag nehme ich mir ein paar Strecken im Vercors vor. Hier bin ich ja schon 2014 mit Wolfgang und Gerhard gewesen. Zuerst fahre ich nach Chapelle-en-Vercors und dann zum Col de la Bataille. Diesen Pass kenne ich noch nicht. Der Asphalt ist teilweise recht ruppig. Oben an einem Aussichtspunkt frühstücke ich und genieße die Ruhe. Dann fahre ich den Pass hinunter und durch schönes ein Tal wieder Richtung Norden nach Pont-en-Royans. Obwohl ich den Blick schon kenne, ist es doch wieder beeindruckend, wie die Häuser mit den überhängenden Balkonen direkt am Fluss kleben. Schließlich gebe ich als Ziel die Combe Laval ein. Dieses Mal komme ich von der anderen Seite und fahre Richtung Col de la Machine, aber nur bis ans Ende bzw. den Beginn der Combe Laval. Inzwischen sind die Abgrenzungsmauern zur Schlucht erneuert und auch erhöht worden. Trotzdem ist es beeindruckend. Immerhin geht es bis zu 600 Meter senkrecht in die Tiefe.

Nachdem ich das "Ticket hin und retour" eingelöst habe fahre ich noch zur Gorges du Nans. Auch hier ist es beim zweiten Mal immer noch beeindruckend. Auf der weiteren Strecke gebe ich als Ziel Grenoble ein. Dabei führt mich das Navi ein paar Kilometer eine schmale Forststraße entlang. Schließlich komme ich in ein Tal, das ich noch nicht kannte. Hier kann ich wieder zügig fahren und bin schon bald in Grenoble. So, der Vormittag ist um. Es wird Zeit wieder Strecke zu machen. Ziel ist Armoy bei Thonon-les-Bains.

 

Es sind wieder ein paar nette Streckenabschnitte dabei, mit dem Vortag und dem heutigen Vormittag können die aber natürlich nicht konkurieren. Um 17:00 Uhr komme ich in Armoy kurz vor dem Genfer See im gebuchten Hotel L'Echo de Montagne an und beziehe das kleine Zimmer. Nach der Dusche setze ich mich in den Schatten im Gastgarten und genieße das erste Bier. Dann bestelle ich mir zum Abschluss ein Menü. Das Restaurant hier ist nicht ganz billig, aber die Speisen sind exzellent. Die Fahrt der letzten Tage und das Bier tragen ihres dazu bei, dass ich bald müde ins Bett sinke. Morgen will ich früh aufstehen.


Tag 6 - Armoy - nach Hause

ca. 650, 12 h

 

Um 6:00 Uhr Morgens starte ich die KTM. Zuerst fahre ich nach Thonon-les-Bains und weiter nach Abondance. Über den Pas de Morgins geht es in die Schweiz. Im Grunde nehme ich die umgekehrte Route, die wir 2014 bei der Route des Grandes Alpes als Anfahrt genommen haben. Also über Interlaken, den Sustenpass, den Oberalppass, weiter zum Albulapass und durch das Engadin nach Pfunds und ab Landeck die Autobahn nach Hause.

Kurz vor Interlaken lege ich nach drei Stunden Fahrt eine Frühstückspause am See ein. Die Fahrt am See entlang ist wunderschön. Dann zieht sich die Strecke, obwohl die Passstraßen natürlich toll sind. Leider gibt es auch immer wieder Baustellen mit Ampelregelungen. Auf den Passhöhen bleibe ich immer kurz stehen, eine längere Pause lege ich dann noch im Engadin ein, bevor es zum letzten Abschnitt geht.

Um 17:30 komme ich glücklich und gesund, unfall- und pannenfrei zu Hause an. Jetzt unter die Dusche und dann in den Pool, herrlich!

 

Diese Tour war wahrhaft ein Höhepunkt in vielen Belangen. Das Wetter hat optimal mitgespielt, auch wenn es in Südfrankreich bei bis zu 38 Grad schon extrem heiß war. Ich habe unzählige schöne Eindrücke mitgenommen. Obwohl ich so viele Kilometer gefahren bin war nie eine heikle Situation dabei. Ganz viele Abschnitte waren extrem verkehrsarm, teilweise war ich wirklich alleine auf den Straßen. 

Aktueller Tachostand der KTM: 69.150 km